IL SASSONE
a domestic opera
Der Besuch der Oper war im London des 18. Jahrhunderts zentraler Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens: Während der Saison verbrachten Teile der Londoner Oberschicht mehrere Abende pro Woche im Theater und die Allüren der Sängerinnen und Sänger bildeten optimalen Gesprächsstoff in den Zeitungen und Salons. Aber was geschah außerhalb der turbulenten Opernsaison? Aufnahmen der Werke existierten nicht, aber eifrige Verleger witterten schon früh das Geschäft im Verkauf der beliebtesten Arien und Stücke aus jeder Oper, arrangiert für reduzierte Besetzungen, die problemlos für das häusliche Musizieren zu beschaffen waren. Mithilfe dieser Bearbeitungen konnten die Opernliebhaber des 18. Jahrhunderts ihre Lieblingsmelodien zuhause genießen - ganz ohne Orchester und Gesangssolist:Innen.
Die Idee des Programms ist es, diese Tradition der häuslichen Aufführung von Händels Opernwerken wiederzubeleben - eine Praxis, die heute (in einer Zeit, wo man jederzeit problemlos CD-Aufnahmen hören kann) wenig gepflegt wird. False Consonance möchte die historischen Arrangements vom Ruf des Amateurhaften mit minderer Qualität befreien und sie als ernsthafte Musizierpraxis sozusagen rehabilitieren, indem historische mit eigenen Bearbeitungen gemischt werden.
Bei der Zusammenstellung der einzelnen Stücke aus verschiedenen Opern Händels orientiert sich das Ensemble an einem Set von Standardszenen der opera seria, beispielsweise dem Lamento oder der Rachearie, und reiht sie ohne inhaltlichen Faden, aber mit dramaturgischer Spannung aneinander. Dadurch entsteht ein buntes Programm an Arien und kleinen Tanzsätzen, wie es bei musikalischen Gesellschaften im 18. Jahrhundert hätte erklingen können.
Programm
AKT I
Ouverture
”Verdi prati”
”Sorge infausta una procella”
”Io t’abbraccio”
Chaconne & Sarabande
AKT II
”Vedrò più liete e belle”
Sinfonia
”Vorrei vendicarmi”
Minuet
”Si son quella”
AKT III
Trio-Sonate (HWV 386a)
”Ombre, piante urne funeste”
Prelude
”Da tempeste”
Entrée & Tambourin
Konzertdauer ca. 75 min
gekürzte Version möglich
Das vierköpfige Ensemble False Consonance gründete im Jahr 2020 in Bremen, als die vier Musiker:innen unter einem Dach wohnten. Aus den besonderen Umständen dieser Zeit entwickelten sich die zwei Grundideen des jungen Ensembles: False Consonance spielt bewusst ohne sperrige Tasteninstrumente, was dem Ensemble erlaubt, in jeder Art von Raum zu spielen und ein breiteres Spektrum an Dynamik, Farben und Schattierungen der Alten Musik zu entfalten. Neben dem originalen Repertoire für Flöte, Violine, Viola da Gamba/Cello und Laute liegt ein Fokus des Ensembles auch auf der Reduktion großer Werke für eine minimale Kammermusikbesetzung, wodurch eine Art „Taschenmusik" entsteht. Den Erfolg dieses Konzepts bewies False Consonance mit seiner Debüt-CD „Il Sassone – a domestic opera" (Oktober 2023). False Consonance wurde vom Deutschen Musikrat (2022/23) gefördert und erhielt zudem eine Ensembleförderung des Bremer Senators für Kultur (2024–26). Im Jahr 2024 gewann das Ensemble den Wettbewerb um den Titel „Rheinsberger Hofkapelle", verbunden mit einer künstlerischen Residenz in der Musikakademie Rheinsberg.
Annie Gard - Barockvioline
Theo Small - Traverso
Thomas Fields - Violoncello / Viola da Gamba
Johannes Festerling - Laute